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Ein Dorf für Strassenkinder

Artikel Aargauer Zeitung, Ausgabe vom 18.04.2007, über das Patronatsprojekt der katholischen Pfarrei Eggenwil-Widen für das philippinische Kinderdorf St. Martin

Ein Dorf für Strassenkinder

Artikel Aargauer Zeitung, Ausgabe vom 18.04.2007, über das Patronatsprojekt der katholischen Pfarrei Eggenwil-Widen für das philippinische Kinderdorf St. Martin

© AZ-Tabloid / MLZ; 18.04.2007; Seite 8

Wohlen

Dorf für Strassenkinder

Eggenwil-Widen Patronatsprojekt der katholischen Pfarrei will helfen.

Erika Lüscher

Am Freitag vor dem Weissen Sonntag (29. April) wird im Pfarreisaal Widen ein Patronatsprojekt für das philippinische Kinderdorf St. Martin vorgestellt. Initiantinnen dieses Engagements sind Esther Bänziger und die Pfarreileiterin Edith Rey.

Sie sei eine Pragmatikerin, sagt Esther Bänziger. Das hat sie sowohl beruflich, als auch als Gemeinderätin von Eggenwil und als Kantonspolitikerin immer wieder unter Beweis gestellt. Die Pragmatikerin meldete sich zu Wort, als sie vom Kinderdorfprojekt erfuhr, das von der John D. V. Salvador Foundation finanziert wird, die von ihrem Sohn Hugo und der Familie seiner Frau Lizelle gegründet wurde. «Diesen Strassenkindern eine geeignete Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, ist richtig. Doch in einem Land, in dem Korruption zum Alltag gehört, ist es wichtig, dass die Institution Rückendeckung aus dem Ausland erhält», argumentiert sie.

Sie nahm mit den Kirchgemeinden ihres Wohnorts Kontakt auf. Bei Edith Rey fand sie offene Ohren. Kein Wunder: «Ich träumte von einem Engagement, das die Kirchgemeinde zusammenschweisst und Verbindungen über die Pfarreigrenzen hinaus schafft. Sympathisch ist der regionale Bezug, denn Hugo Bänziger ist hier aufgewachsen», sagt die Pfarreileiterin.

Am Informationsabend, an dem Father Boyet, Initiant und Leiter des Kinderdorfes, persönlich anwesend ist, soll ein Patronatskomitee gefunden werden. Das Projekt soll nicht nur finanziell unterstützt werden, sondern von der Pfarrei auch ideell und spirituell mitgetragen werden. Die Pfarreileiterin möchte auch die Kinder einbeziehen: «Im Religionsunterricht könnte das Los der Strassenkinder thematisiert werden. Vielleicht entstehen persönliche Kontakte. Im elektronischen Kommunikationszeitalter könnte dies für die Jungen eine moderne Form von geistiger und tätiger Nächstenliebe sein.»

Infoabend

und Apéro über das Patronatsprojekt mit Father Boyet, Leiter des philippinischen Strassenkinderdorfes St. Martin: Freitag, 27. April, 19.30 Uhr im kath. Pfarreisaal Widen.

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Father Boyet hat viele Kinder

Philippinen Ausrangierte Autobusse dienen als Schlafstellen für Strassenkinder.

Father Boyet hat sein Leben in den Dienst der Schwächsten gestellt: Auf den Philippinen gibt es mehr als 1,5 Millionen Strassenkinder. Viele laufen von zu Hause weg, weil sie hungern müssen, geschlagen, ausgebeutet und missbraucht werden. Die Cleversten halten sich mit Betteln und Stehlen über Wasser oder durchwühlen den Müll nach Brauchbarem. Viele landen auf dem Strich, weil sie von so genannten Beschützern mit Gewalt und Drogen gefügig gemacht werden. Father Boyet hat ausrangierte Autobusse mit Schlafstellen ausgerüstet, damit die Kinder nachts ein Dach über dem Kopf haben. Er sorgt dafür, dass die Kids auch tagsüber betreut werden. Doch heimatlose Kinder sind in der Stadt vielen Gefahren ausgesetzt. Deshalb träumte der «Vater der Strassenkinder» von einem Dorf auf dem Land, das Geborgenheit, Bildung und Tagesstrukturen bietet.

Vor zwei Jahren nun erhielt er 60 Kilometer ausserhalb von Manila ein Stück Land in den Reisfeldern, doch das Geld für den Bau fehlte. Da die Anfang der Fünfzigerjahre nach New York ausgewanderte Familie von Lizelle Salvador Bänziger noch immer enge Kontakte zur Verwandtschaft auf den Philippinen pflegt, wurde sie auf das Projekt von Father Boyet aufmerksam. Und weil ihre Stiftung, die im Andenken an den vor 25 Jahren bei einem Unfall verstorbenen Sohn, John D. V. Salvador, errichtet wurde, Kindern eine lebenswerte Zukunft ermöglichen will, übernahm diese die Baukosten.

Im Februar 2006 war die Grundsteinlegung in Bustos. Unterdessen haben bereits rund 50 Kinder eine neue Heimat gefunden und der Zustrom reisst nicht ab. Das vorläufige Projekt sieht neben Wohnhäusern für Mädchen und für Buben auch eine Schule, eine Küche mit Esssaal, eine Kapelle, Unterkünfte für die Mitarbeitenden und ein Verwaltungsgebäude vor. Ein Gewächshaus und eine Pouletfarm sichern einen Teil der Selbstversorgung.

Mehr Informationen gibt es auf der Homepage der John D. V. Salvador Foundation: http://www.jdvsfoundation.org

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Den Kindern eine Chance geben

Interview Hugo Bänziger unterstützt die John D. V. Salvador Foundation

Hugo Bänziger, 1956, ist in Eggenwil aufgewachsen. Er ist GstOf, wurde 2006 in den Vorstand der Deutschen Bank berufen und erhielt im Januar 2007 die Auszeichnung als «Chief Risk Officer of the Year». Er lebt mit seiner Frau Lizelle in London.

Herr Bänziger, Sie sind, neben Josef Ackermann, der zweite Schweizer in der Geschäftsleitung der Deutschen Bank und entscheiden tagtäglich über exorbitante Geldflüsse. Weniger bekannt ist, dass Sie auch «Schatzmeister» und Donator der privaten John D. V. Salvador Foundation sind. Warum tun Sie das und wer steht hinter dieser Stiftung?

Hugo Bänziger: Ich sorge eigentlich nur dafür, dass die Buchhaltung in Ordnung ist und dass wir Spenden erhalten. Hinter der Stiftung stehen Amerikaner, Engländer, Freunde von uns, die Deutsche Bank, die Philippinische Gemeinde in den USA. Seele der Stiftung ist meine Frau, die die Arbeit von Father Boyer durch ihre Eltern kennen gelernt hat. Da Lizelle und ich viel Glück in unserem Leben hatten, sehen wir es als unsere Verpflichtung, weniger Privilegierten zu helfen.

Weshalb engagiert sich die Stiftung für den Bau dieses Kinderdorfes?

Bänziger: Strassenkinder sind vom Schicksal besonders hart betroffen. Nicht nur haben sie keine Kindheit, sie haben auch keine Chance, ihr Leben zu verändern und aus dem Elend auszubrechen.

Werden weitere Projekte unterstützt?

Bänziger: Zurzeit nicht: Zum einen begleiten wir das wachsende Kinderdorf sehr eng und zum anderen haben wir gegenwärtig nur beschränkte Projektmanagement-Kapazitäten. zur Verfügung. (el)

        

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